Dass wir zu viel Plastik jeden Tag produzieren, muss jedem Bürger spätestens beim wöchentlichen Leeren der gelben Tonne auffallen. Auch die Ozeane sind mittlerweile voll von Plastikmüll. Die weltweite Kunststoffproduktion hat sich seit den 1960er Jahren verzwanzigfacht. Allein in Europa werden pro Jahr rund 49 Millionen Tonnen Kunststoff für Supermärkte und Industrie produziert. Weniger als 30 Prozent der Abfälle werden für das Recycling gesammelt. Der Rest wird deponiert, verbrannt oder in Drittstaaten gebracht, die wie China unseren Müll nicht länger importieren wollen. Da sich Kunststoff in der Natur, wenn überhaupt, nur extrem langsam zersetzt, liegt der Handlungsbedarf somit auf der Hand.
Die EU-Kommission hat auf Druck des Parlaments deshalb am 16. Januar eine Strategie zur Eindämmung von Plastikmüll vorgelegt. Alle auf den EU-Markt gebrachten Kunststoffverpackungen sollen bis 2030 wiederverwendbar sein oder kosteneffizient recycelt werden können. Dazu müssen die Recyclingkapazitäten modernisiert und ausgebaut werden. Die Kommission rechnet europaweit mit rund 200.000 neuen Arbeitsplätzen. Ob diese ambitionierten Ziele tatsächlich umzusetzen sind, wird sich aber erst in den nächsten Monaten und Jahren zeigen, wenn konkrete Maßnahmen folgen.
Einen interessanten, zusätzlichen Ansatz zur Vermeidung von Plastikmüll brachte jüngst EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger ins Gespräch: eine europaweite Plastiksteuer. Damit würde die EU einerseits einen Teil der durch den Brexit fehlenden 13 Milliarden Euro im EU-Haushalt abdecken können, zudem unabhängiger von den Beiträgen der Mitgliedstaaten werden und zum weiteren Produzenten wie Verbraucher zum verantwortungsvolleren Umgang mit Plastik anhalten.